Sicherheitsregeln

Sicherheitsregeln für das Personal des Drogenkonsumraums von INDRO e.V.

  • Für sämtliche Notfallsituationen gilt: Eigenschutz vor Hilfeleistung!
  • Hepatitisimpfschutz ist Pflicht ! Keine Arbeitstätigkeiten im Konsumraum durch Personal, bei dem kein ausreichender Impfschutz gewährleistet ist.
  • Auch minimale Verletzungen bzw. Kontaminationen unbedingt ernst nehmen und angemessen versorgen!
  • Die personelle Mindestbesetzung von zwei unmittelbar und zugleich anwesenden, im Drogennotfall erfahrenen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern sollte keinesfalls unterschritten werden.
  • Das jederzeit mögliche Eintreten einer Atemdepression oder eines Atemstillstandes im Konsumraum kann einen schnellstmöglichen Einsatz von medizinischem Sauerstoff notwendig machen. Da hochkomprimierter medizinischer Sauerstoff explosiv ist, gilt grundsätzlich absolutes Rauch- und Feuerverbot in unmittelbarer Nähe der medizinischen Sauerstoffversorgung. Zudem gilt absolutes Rauch- und Feuerverbot im gesamten Konsumraum beim Einsatz von medizinischem Sauerstoff während einer Notfallsituation.
  • Jeder unmittelbare Kontakt durch das Personal zu benutzten Injektionsspritzen oder -nadeln sollte vermieden werden. Aufgefundene Spritzen und Nadeln sollten mit Hilfe der dafür vorgesehenen Greifzangen in den nächstmöglichen Spritzenentsorgungsbehälter befördert werden.
  • Das ständige Mitführen von Einmalhandschuhen aus Nitril (z. B. in der Hosentasche) wird empfohlen. Passgenaue Handschuhe tragen!
  • Jeder Handgriff an nicht vollständig und gut einsehbare Stellen sollte vermieden oder nur unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen im Hinblick auf eine potentielle Gefährdung durch Stichverletzungen durchgeführt werden (z. B. Tragen von Einmalhandschuhen aus Nitril, Herstellung maximal möglicher Einsehbarkeit, langsame und vorsichtige Bewegungen). Die Einsehbarkeit kann dabei aufgrund räumlicher Gegebenheiten (z. B. unter Heizkörpern), aufgrund funktionaler Gegebenheiten (z. B. Mülleimer) oder aufgrund situationaler Gegebenheiten (z. B. Jacken- und Hosentaschen eines bewusstlosen Notfallpatienten) eingeschränkt sein.
  • Empfohlen wird die regelmäßige Übung des genauen Ablaufs der im Konsumraum aushängenden Schritt-für-Schritt-Anleitung für adäquates Verhalten nach einer Stichverletzung bzw. Augenkontamination.
  • Der Aufenthalt des Personals im unmittelbaren Konsumbereich sollte sich während eines Konsumvorgangs auf das notwendige Minimum beschränken – ohne dabei die ständige Sichtkontrolle des Konsumvorgangs zu vernachlässigen. Unfallgefährdungen des Personals durch zufällige Stichverletzungen – z. B. durch unvorhergesehene, überraschende Handbewegungen mit einer bereits benutzen Spritze seitens des Konsumenten – oder durch Kontamination mit zufälligen Blutspritzern können so weitgehend vermieden werden.
  • Alle Spritzen und Nadeln sind unmittelbar nach dem Konsumvorgang durch den jeweiligen Konsumenten selbst in die am Konsumplatz bereitstehenden, durchstichsicheren Spritzenabwurfbehälter zu entsorgen.
  • Jeder Konsument reinigt seinen Konsumplatz unmittelbar nach dem Konsumvorgang selbst. Dabei ist der Einsatz eines Schnelldesinfektionsmittels auf alkoholischer Basis empfehlenswert, um eine möglichst effektive und schnelle Desinfektion zu gewährleisten.
  • Bei sämtlichen Reinigungsarbeiten durch das Personal im unmittelbaren Konsumbereich sollten Einmalhandschuhe aus Nitril getragen werden.
  • Aufmerksamkeit bei Reinigungsarbeiten – nicht `nebenbei´ putzen!
  • Bei jedem Umgang mit stark reizenden sowie ätzenden Chemikalien wird zudem das Tragen einer Schutzbrille empfohlen.
  • Die jeweiligen Gebrauchsanweisungen und Dosierungsanleitungen der eingesetzten Reinigungs- und Desinfektionsmittel sind genauestens zu beachten. In Zweifelsfällen können der an der Duschraumtür aushängende Hygieneplan oder das hauptamtlich tätige Personal des Drogenkonsumraums zu Rate gezogen werden.
  • Nach Notfall- und medizinischen Behandlungssituationen sowie nach Beendigung von Reinigungs- und Desinfektionstätigkeiten gilt: Hände gründlich mit geeigneten Reinigungs- und Hautdesinfektionsmitteln unter Berücksichtigung typischer Problemzonen (z. B. Fingerzwischenräume, Daumen, Handgelenke) reinigen und desinfizieren, Papierhandtücher und Hautschutzsalbe nutzen.
  • Der Konsum von Speisen und Getränken durch das Personal sollte im Konsumraum vermieden werden.
  • Eine konstant hohe Desinfektionsmittelkonzentration in der Atemluft kann z. B. zu Augenreizungen und Atemproblemen führen. Regelmäßiges Durchlüften des Konsumraums verringert die Konzentration von Desinfektionsmitteldämpfen in der Atemluft. Zudem wird die Konzentration vorhandener Viren und Bakterien, die durch sog. `Tröpfcheninfektion´ über die Atemluft übertragen werden (z. B. Grippeviren, Tuberkulosebakterien), verringert und somit einer möglichen Infektionserkrankung bei Personal und Konsumenten vorgebeugt.
  • Das Rotationsverfahren – regelmäßiger Personalwechsel – gewährleistet eine stabile Aufmerksamkeit und Konzentration auf Seiten des Personals, die sowohl der Sicherheit des Personals als auch der der Konsumenten zugute kommt. Übermüdung durch Daueranspannung erhöht die Gefahr von Arbeitsunfällen – wie z. B. Stichverletzungen – und verringert die Einsatzleistung im konkreten Drogennotfall. Das Rotationsverfahren sorgt zudem für eine breite Personalkompetenz im Erkennen und Bewältigen von Drogennotfällen auf hohem Niveau.

(Anmerkung: Nitril ist ein lösungsmittelbeständiges Material mit hoher Elastizität und sehr hoher Durchstichfestigkeit, das zudem hohen Schutz beim Umgang mit Chemikalien gewährt).