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Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit

Hg.: Institut zur Förderung qualitativer Drogenforschung, akzeptierender Drogenarbeit
und rationaler Drogenpolitik (INDRO e.V.)
Bremer Platz 18-20
D-48155 Münster
Tel.: +49 (0)251 60123
Fax: +49 (0)251 666580
Email: INDROeV@t-online.de

Mit Sternchen markierte Bücher sind, so lange der Vorrat reicht, auch als Mängelexemplare zum stark reduzierten Sonderpreis erhältlich.

Bis heute dominiert in der Bundesrepublik Deutschland eine fast ausschließlich quantitativ ausgerichtete Drogenforschung. Die Faszination der „großen Zahl“ innerhalb der gängigen Drogenforschung hat dazu geführt, daß bis heute eher ein statisches Bild von Drogenabhängigkeit und deren Entstehung vorherrscht. Eine Orientierung am Verlaufszusammenhang von Drogengebrauchsentwicklungen und eine Integration von Lebenslauf und Drogenforschung, biographiebezogenen Forschungsmethoden und entwicklungs- und sozialisationstheoretischen Interpretationsansätzen ist nur ansatzweise zu erkennen.Die vom Institut zur Förderung qualitativer Drogenforschung, akzeptierender Drogenarbeit und rationaler Drogenpolitik (INDRO e.V.) herausgegebene Reihe zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit will diese Lücke schließen. Beabsichtigt ist,

– die rein statistische Ebene der Problembetrachtung „Drogengebrauch-Drogenabhängigkeit“ durch idiographisch orientierte Forschung in biographischer Perspektive zu ergänzen und damit die „Subjektlosigkeit der Drogenforschung aufzuheben,
– die drogenfixierte Blickrichtung durch Einbeziehung aktueller Ergebnisse aus soziologischer, kulturanthropologischer und entwicklungspsychologischer Forschung zu durchbrechen und
– methodische Verfahrensweisen ins Zentrum der Analysen zu stellen, die die Person-Umwelt-Interaktionen aus der subjektiven Sicht der Betroffenen berücksichtigt.

INDRO e.V. verfolgt mit dieser Forschungsreihe die Zielsetzung, Wege einer betroffenenorientierten Forschung und Drogenarbeitspraxis zu erschließen und somit einen Beitrag zur Linderung und möglichen Lösung drogeninduzierter Lebens- und Gesellschaftsprobleme zu leisten. Diese Buchreihe versteht sich ferner als Forum eines zu versachlichenden öffentlichen „Drogendiskurses“. Durch sie sollen verstärkt wissenschaftliche Erkenntnisse in die gesellschaftliche Diskussion eingebracht werden, um so zur Förderung einer drogenpolitischen Rationalität beizutragen.

 

Bisher sind folgende Bücher veröffentlicht worden:

Zurhold, Heike: Drogenkarrieren von Frauen im Spiegel ihrer Lebensgeschichten. Bd. 1 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1993. 230 S. [Achtung: Dieser Band ist vergriffen. Eine Kopie der Publikation auf Diskette (pdf-Datei) kann jedoch beim Verlag bestellt werden – nur nach telefonischer Absprache mit Amand Aglaster unter 030-2510415.]

Das Thema „Drogengebrauch von Frauen“ erfreut sich zwar in den letzten Jahren einer zunehmenden Publizität, eine kritische Reflexion vorherrschender Erklärungsmuster zu weiblichen Drogenkarrieren bleibt jedoch bis heute aus. Noch immer dominiert in der Frauenfachdiskussion die Vorstellung, daß der Konsum illegaler Drogen das Resultat einer pathologisch verlaufenden Mädchensozialisation sei. Ferner wird der Gebrauch illegaler Drogen mit einer zwangsläufigen Abhängigkeitsentwicklung sowie dem Verlust von Handlungsautonomie gleichgestellt, was folglich die Begründung für das universalistische Abstinenzpostulat und die These von der Therapiebedürftigkeit liefert.
In dem vorliegenden Band wird dem Leser und der Leserin dahingegen eine eher unübliche Blickrichtung auf die Drogenthematik geboten.
Eine detaillierte Aufarbeitung des Forschungsstandes verweist sowohl auf die Existenz stabiler, nicht abhängiger Gebrauchsvarianten, die keinerlei Negativauswirkungen auf die Alltagsorganisation haben, als auch auf erfolgreiche Ausstiegsversuche außerhalb professioneller Betreuung.
Anhand biographischer Interviews mit einer Selbstheilerin, einer kontrollierten Gebraucherin sowie einer Therapiebereiten werden die individuell unterschiedlichen Entwicklungsbedingungen, Drogengebrauchsformen und Ausstiegsverläufe einer eingehenden Analyse unterzogen.
Die Beschäftigung mit den Lebensgeschichten von Drogengebraucherinnen vermittelt einen authentischen Einblick in die jeweiligen Drogengebrauchsmotivationen, relevante Lebensereignisse, soziale Beziehungen sowie die Erfahrungen mit der Drogenszene, der Justiz und Drogenhilfeeinrichtungen aus der Betroffenenperspektive.
Ziel dieser Arbeit ist es, gängige Klischees zu entlarven und mittels eines differenzierten Verständnisses für das weibliche Drogengebrauchsverhalten das Phänomen des illegalen Drogengebrauchs zu entmystifizieren und zu entdramatisieren.
Ausgehend von den Untersuchungsergebnissen werden zum Abschluß dieser Arbeit Möglichkeiten einer akzeptanzorientierten Drogenarbeit und einer liberalen Drogenpolitik aufgezeigt.

 

INDRO e.V. (Hg.): Reader zur niedrigschwelligen Drogenarbeit in Nordrhein-Westfalen. Bd. 2 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1994. 226 S., € 13,30

Das drogenpolitisch brisante Thema niedrigschwelliger Drogenarbeit gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Gewicht. Immer stärker wird die Forderung nach drogenpolitischen Erneuerungen und Verbesserungen, speziell auch im konkreten Zugang zu Drogenabhängigen, die bisher nicht erreicht wurden. Gefordert wird die Entwicklung und praktische Erprobung neuer, an den unmittelbaren Bedürfnissen der Adressaten orientierter Handlungsmodelle, die in der Lage sind, die sozialen Lebensbedingungen der Drogenabhängigen im gegebenen rechtlichen Rahmen so zu verbessern, daß damit die Risiken, die mit dem Gebrauch illegaler Drogen verbunden sind, zumindest verringert werden.
Dieser zweite Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, herausgegeben von INDRO e.V. im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, enthält nun eine exemplarische Sammlung von Forschungsarbeiten, d.h. Ergebnisse wissenschaftlicher Evaluationen, praktischen Konzepten und Erfahrungen zur niedrigschwelligen Drogenarbeit.

 

Gerlach, R./ Schneider, W.: Methadon- und Codeinsubstitution. Erfahrungen. Forschungsergebnisse. Praktische Konsequenzen. Bd.3 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1994. 163 S., € 13,70

Methadon- und Codeinbehandlungen bei Drogenabhängigen stehen weiterhin im Zentrum der Diskussion in Drogenhilfe und Drogenpolitik. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, daß sich ausschließlich abstinenzorientierte Konzepte und Strategien im Drogenhilfebereich als weitgehend ineffizient erwiesen haben. Seit Mitte der achtziger Jahre befindet sich die Drogenarbeit jedoch in einer Umbruchphase. Ausgelöst wurde dieser Richtungswechsel weg von einer stringent abstinenzorientierten Drogenhilfe hin zu einer akzeptanzorientierten Drogenarbeit durch mehrere Faktoren. Maßgeblich war hier nicht nur die geringe Reichweite des eher hochschwelligen Drogenhilfesystems. Die sich von Jahr zu Jahr erhöhende Zahl von Drogentodesfällen, die zunehmende gesundheitliche und soziale Verelendung der Drogenabhängigen in den öffentlichen Drogenszenen sowie ständig steigende gesellscahftliche Sekundärkosten (Beschaffungskriminalität etc.) „zwangen“ zu einem Beschreiten neuer Wege. Die starke Verbreitung der HIV-Infektionen und das Aufkommen der Immunschwächekrankheit AIDS unter intravenös applizierenden Drogenkonsumenten taten ein übriges, um auch in der BRD Methadon- und Codeinbehandlungen langsam salonfähig zu machen.
Dieser dritte Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“ stellt einen ersten Versuch dar, die „Historie“ der Methadon- und Codeinsubstitution im internationalen und nationalen Bereich nachzuzeichnen. Im zweiten Teil des Buches werden die Ergebnisse einer eigenen empirischen Erhebung „Substitutionsbehandlungen durch niedergelassene Ärzte in NRW“ präsentiert. Darüber hinaus werden -exemplarisch- anhand biographischer Interviews drogale Entwicklungsverläufe und ihre Bedeutung für die Aufnahme einer Substitutionsbehandlung aus der subjektiven Sicht der Betroffenen lebensnah veranschaulicht.
Abgeschlossen wird diese Untersuchung durch die Konzeptualisierung einer Psycho-sozialen Substitutionsbegleitung als alltags- und betroffenennahe Hilfe.

 

akzept e.V. (Hg.): Drogen ohne Grenzen. Dokumentationsband zum 3.akzept Bundeskongreß. 6.-9. Oktober 1994 in Münster. Bd.4 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1995. 360 S., € 16,30

Nicht allein in der Bundesrepublik, sondern in ganz Europa steht die Drogenpolitik vor einer Neubestimmung ihrer fundamentalen Ziele und praktischen Strategien. In der Europäischen Union (einschließlich der Schweiz) leben heute knapp eine Mio. Menschen, die regelmäßig illegalisierte, sog. Harte Drogen konsumieren. Überall sind sie von gesellschaftlicher Ächtung, Strafverfolgung, gesundheitlichen Gefährdungen durch unsauberen Stoff und von dem Zwang zur illegalen Drogenbeschaffung betroffen. Die strikte Verbotspolitik treibt sie ins gesellschaftliche Abseits, vielerorts ins soziale Elend.
Dieser vierte Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. Vom Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik (akzept e.V.) in Zusammenarbeit mit INDRO e.V., dokumentiert nun in aller Breite den 3. Bundeskongreß von akzept e.V. „Drogen ohne Grenzen – Entwicklungen und Probleme akzeptierenden Drogenpolitik und Drogenhilfe in Europa am Beispiel Deutschland/Niederlande“, der vom 6.-9.10.1994 an der Universität Münster in Kooperation mit dem Nationalen Institut für Alkohol und Drogen (NIAD – Utrecht) mit über 700 TeilnehmerInnen aus dem In- und Ausland stattfand.

 

Schneider, Wolfgang: Risiko Cannabis? Bedingungen und Auswirkungen eines kontrollierten, sozial-integrierten Gebrauchs von Haschisch und Marihuana. Bd. 5 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1995. 168 S., € 15,20

Die aktuelle drogenpolitische Diskussion verdeutlicht, daß es sich bei über 50% der polizeilich erfaßten „Rauschgiftdelikte“ um allgemeine Konsumverstöße gegen das BtMG handelt, wobei wiederum über 50% auf Cannabisprodukte entfallen. Auch der sog. „Haschisch-Beschluß“ des Bundesverfassungsgerichtes vom 28.4.1994 ändert an dieser Situation wenig. Der Gebrauch von Hanfdrogen ist zwar nun endlich (teil-)entkriminalisiert, ohne jedoch die Strafbarkeit grundsätzlich aufzuheben.Diese Publikation stellt einen ersten Versuch dar, nicht nur die Kultur-Verbotsgeschichte dieser nützlichen Pflanze nachzuzeichnen, sondern auch den aktuellen Stand sozialwissenschaftlicher Forschung zum „Cannabisproblem“ herauszuarbeiten, um einige noch immer gängige Mythen zum Haschisch- und Marihuanagebrauch zu relativieren (Suchtpotential von Cannabisprodukten, substanzbezogene Kausalität der Entwicklung eines amotivationalen Syndroms, „Einstiegsdroge“ Cannabis etc.).
Im zweiten Teil des Buches wird anhand lebensweltnaher Beschreibungen von Betroffenen die Möglichkeit eines langjährigen, kontrollierten Umgangs mit Cannabisprodukten aufgezeigt. Hier zeigt sich – auch im Verbund mit neueren Forschungsergebnissen -, daß ein moderater Cannabisgebrauch durchaus in den „normalen“ Alltag integrierbar ist und nicht zu einem Mittel der Problembewältigung auswachsen muß. Abgeschlossen wird diese Untersuchung – neben der Darstellung drogenpolitischer Konsequenzen – durch die Konzeptualisierung präventionspolitischer Maßnahmen im Sinne eines kontrollierten Umgangs mit Cannabisprodukten (Verbraucherberatung).

 

Schroers, Artur: Szenealltag im Kontaktcafé. Eine sozial-ökologische Untersuchung von akzeptanzorientierter Drogenarbeit. Bd. 6 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1995. 211 S., € 16,30

Das sogenannte Kontaktcafé ist zum Kristallisationspunkt einer niedrigschwelligen, akzeptanzorientierten Drogenarbeit geworden. Um so mehr verwundert es, daß bis heute keine sozial-ökologische Studie vorliegt, die die innere Dynamik, das Alltagsgeschehen der Drogenszene im Kontaktcafé selbst analytisch aufarbeitet und daraus Konsequenzen für eine pragmatisch orientierte und schadensbegrenzende Drogenarbeit gezogen hat. Mit dieser Publikation wird nun versucht, diese Forschungs- und Praxislücke zu schließen.
In diesem Forschungs-Praxisbericht wird mit Hilfe qualitativer Forschungsinstrumentarien die Prozeßdynamik des institutionellen Geschehens im Kontaktcafé aus der Subjektperspektive sowohl der „Besucher“ als auch der professionellen Mitarbeiter analytisch und unmittelbar praxisbezogen aufgeschlüsselt. Hierbei wird wohl zum ersten Male in der Drogenforschung ein kontext- und subjektnahes Forschungsdesign, die sog. Behavior-Setting-Analyse, gewählt, das den „Lebensraum“ Kontaktcafé erlebnis- und erfahrungsbezogen in seinem „natürlichen“ Ablauf darstellt bzw. in der Lage ist, ihn „dicht“ zu beschreiben.
Mit dieser Forschungsarbeit, die über den Forschungs-Praxisverbund INDRO e.V. abgewickelt wurde, wird somit zum einen der Alltag von Drogenabhängigen plastisch und lebensweltnah rekonstruiert und zum anderen das mögliche Unterstützungspotential des Hilfeangebots „Kontaktcafé“ verdeutlicht.
Abgeschlossen wird diese Untersuchung durch die Formulierung von Konsequenzen und Perspektiven für die Theorie, Forschung und Praxis akzeptanzorientierter Drogenarbeit.

 

*Kemmesies, Uwe: Kompulsive Drogengebraucher in den Niederlanden und Deutschland. Die offene Drogenszene in Amsterdam und Frankfurt. Bd. 7 der INDRO-Buchreihe. Münster 1995. 326 S., € 19,00 (reduziertes Mangelexemplar € 5,00)

Die hier vorgelegte – vom MAGS NRW und der Stadt Frankfurt am Main geförderte – internationale Vergleichsstudie zwischen den Niederlanden und Deutschland stößt in eine bisher kaum bearbeitete Lücke der Drogenforschung vor. Systematische Vergleiche von (aktuellen) Gebrauchern illegaler Drogen aus unterschiedlichen Ländern sind äußerst rar. Dies verwundert, denn ein Vergleich von Drogengebrauchern aus Ländern mit divergenten drogenpolitischen Handlungsformen bietet die Möglichkeit, differenziertere Einblicke in den Zusammenhang von gesellschaftlichen Kontextbedingungen (Drogenhilfesystem, Justiz etc.) und den Ausdrucksformen des Drogenumgangs zu gewinnen: Generieren differente drogenpolitische Zugänge unterschiedliche Drogenumgangsformen? Oder etablieren sich trotz einer unterschiedlichen Drogenpolitik mehr oder weniger gleiche Ausdrucksformen des Gebrauchs illegaler Drogen?
Um sich dieser Fragestellung zu nähern, bot sich ein niederländisch-deutscher Vergleich in besonderer Weise an, da sich die Nachbarländer durch höchst differente drogenpolitische Zugangswege auszeichnen. Ohne hier näher auf die – mitunter überraschenden, weil in der Richtung nicht erwarteten – Ergebnisse einzugehen, sei so viel vorweggenommen: Weniger substantielle Unterschiede bestimmen das ‚vergleichende Bild‘ zwischen den Drogenszenen in Amsterdam und Frankfurt a.M. – vielmehr kann eine Art ‚Strukturgleichheit‘ angenommen werden. Was aber bedeutet dies im Hinblick auf die Gestaltung von Drogenpolitik? Welche Konsequenzen sind aus dieser Beobachtung ableitbar?
Dieser siebte Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, herausgegeben von INDRO e.V. im Auftrag des MAGS/NRW, bietet über einen ‚materialreichen‘, nähere Einblicke in die Lebenswelt ‚Drogenszene‘ gewährenden Ergebnisteil hinaus, ebenso einen Überblick über den Stand international-vergleichender Drogenforschung sowie eine ausführliche Betrachtung der drogenpolitischen Entwicklungsgeschichte in den Niederlanden und Deutschland. Darüber hinaus greift der ‚Methodenteil‘ grundsätzliche Probleme der Drogenforschung auf. Der ‚Theorieteil‘ dieser Studie stellt ein Modell – ‚Settingstruktur des Drogenumgangs‘ – zur Diskussion, das an der neueren, eher soziologisch geprägten Theoriebildung im Forschungsfeld ‚Drogen‘ ansetzt. Abgeschlossen wird der Band durch eine Reflexion der Forschungsergebnisse unter drogenpolitischen wie konkret drogenhilfepraktischen Gesichtspunkten, die die aktuelle drogenpolitische Diskussion aufgreifen.

 

Estermann, Josef: Sozialepidemiologie des Drogenkonsums. Zu Prävalenz und Inzidenz des Heroin- und Kokaingebrauchs und dessen polizeiliche Verfolgung. Bd. 8 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1996. 195 S., € 16,30

Die gesellschaftliche Auseinandersetzung um den Drogenkonsum hat seit den achtziger Jahren vor allem mit der schnellen Verbreitung von HIV und einer erhöhten Sterblichkeit der Konsumierenden beträchtlich an Schärfe gewonnen. Die vorliegende Sozialepidemiologie des Drogenkonsums gibt Auskunft über die Zahl der Heroin und Kokain konsumierenden Personen. Sie beruht auf der statistischen Auswertung von Massendaten der polizeilichen Repression und zur Mortalität in Verbindung mit Ergebnissen qualitativer Biographieforschung.
Eine Verquickung qualitativer und quantitativer Forschungsansätze ermöglicht die Berücksichtigung von Konsumierenden, die bei keiner einschlägigen Institution registriert sind und durch diese kaum erreicht werden können. Die Befragung dieses Personenkreises gibt Aufschluß über die sozialen und individuellen Rahmenbedingungen, die es verhindern, daß Menschen, die harte, illegale Drogen konsumieren, sozial auffällig werden und verelenden. Solche Rahmenbedingungen gründen auf der Wechselwirkung zwischen individuellen protektiven Faktoren, repressiver Verfolgung des Konsums und des Handels sowie sozialmedizinischen Angeboten.
Eine tiefergehende Analyse biographischer, polizeilicher und sozialmedizinischer Daten zur unterschiedlichen Wahrscheinlichkeit bestimmter Typen von Konsumierenden, von den Instanzen sozialer Kontrolle erfaßt zu werden, führen zu Erkenntnissen über Veränderungen der Gruppengröße und Trends, über Prävalenz, Inzidenz, Remission und Mortalität.
Die Untersuchung wurde an der Universität Bern durchgeführt, durch das Bundesamt für Gesundheitswesen der Schweiz finanziell gefördert sowie durch das Bundesamt für Statistik logistisch unterstützt. Die Ergebnisse sind geeignet, die Drogenpolitik der nächsten Jahre zu beeinflussen.

 

Schneider, Wolfgang: Der gesellschaftliche Drogenkult. Essays zur Entzauberung von Mythen in Drogenhilfe, Drogenforschung und Drogenpolitik. Bd. 9 der INDRO Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Münster 1996. 130 S. (Achtung: vergriffen! Aktualisierte und erweiterte fassung siehe Band 23).

Ausgehend von der Feststellung, daß der illegale Drogengebrauch Ausdruck realer gesellschaftlicher Problemstellungen ist, geht es in diesen Essays darum, die gesellschaftliche Konstruktion des gegenwärtigen „Drogenkultes“ aufzuarbeiten. Die hierbei gemachten theoretischen wie praktischen Aussagen zur gesellschaftlichen Konstruktion des „Drogenproblems“ werden gewissermaßen in Perspektive dargestellt: Ziel ist es, das gängige handlungsanleitende „Wissensystem“ vom Gebraucher illegalisierter Drogen als frühkindlich gestörtes, krankes Defizitwesen, als Mythos zu entzaubern.
Der Autor versucht, Kontrapunkte zu den herrschenden Verteufelungsszenarien illegalisierter Drogen, insbesondere auch bezüglich des unseligen Krankheitsverdiktes, zu setzen.
Dieses Buch bringt die historischen und sozialen Bedingungen der typisierenden Konstruktionsleistungen von Drogenhilfe, Drogenforschung und Drogenpolitik klar und deutlich zur Sprache. Es behandelt sozusagen die Grundlagen für eine notwendige Reform der Drogenpolitik insgesamt. Themenschwerpunkte: Kultur und Drogen: Mythos und Realität – Drogenabhängigkeit als soziale Konstruktion – Kritik der gängigen Ursachentheorien – Wider dem Abstinenzparadigma: Bedingungen und Chancen einer akzeptanzorientierten Drogenarbeit – Mythos Drogen(sucht)prävention: Zum Konzept einer sachgerechten Substanzaufklärung.

 

Kolte, Birgitta: „Was für einen Sinn hat es, immer nüchtern zu sein?“ Wie Frauen Cannabis konsumieren. Bd. 10 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1996. 119 S.,
€ 12,60

Die Legalisierung von Cannabis wird bei uns noch immer heftig und kontrovers diskutiert. Immer lauter und vielfältiger werden dabei die Stimmen derer, die kritisch mit der herrschenden staatlichen Drogenpolitik der Prohibition und Repression umgehen und auf deren negative Folgen hinweisen. Alte Mythen, Tabus und Denkverbote, die dieser Art der Drogenpolitik zugrundeliegen, werden entlarvt, Gedankengefängnisse aufgebrochen, neue Sichtweisen auf den Konsum von Drogen entwickelt.
Aufklärung und Entmystifizierung sind dabei die Forderungen an eine sozialwissenschaftliche, emanzipatorische Drogenforschung, die nicht so sehr auf die Substanz zielt, sondern deren jeweiligen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Kontext untersucht. Solche kulturellen Zuschreibungen beeinflussen sowohl unser Denken über – legale und illegalisierte – Drogen, wie aber auch unseren Umgang mit diesen Drogen und deren KonsumentInnen.
In diesem Buch kommen zwölf Frauen zu Wort, die seit vielen Jahren Cannabis konsumieren. In qualitativ orientierten Interviews werden sie nach ihren Erfahrungen, ihrem Umgang mit Cannabis, nach den Motiven ihres Konsums, den Auswirkungen der Illegalität und vielem mehr befragt. Ihre Aussagen und Lebenswirklichkeit belegen die Existenz eines sozial integrierten Konsums, bestätigen die Eingebundenheit dieser einheimischen pflanzlichen Droge – die von den Vorkämpfern der Prohibition noch immer als „kulturfremd“ bezeichnet wird – in unseren gegenwärtigen gesellschaftlichen Alltag.
Diese Studie ermöglicht zugleich auch einen „anderen Blick“ auf die Drogengebrauchs-Erfahrungen von Frauen. In kritischer Auseinandersetzung mit der traditionellen „Frauen-und-Sucht-Thematik“ und dem damit verbundenen feministischen Diskurs werden diese Frauen wegen ihres Drogenkonsums nicht als „defizitär“ pathologisiert, also als krank und süchtig angesehen, sondern als eigenständige Personen, die ihren Drogenkonsum selbstverantwortlich, lustvoll und nach eigenen Wünschen gestalten und kontrollieren.

 

Vogt, Irmgard: Bella Donna. Die Frauendrogenberatungsstelle im Ruhrgebiet. Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung. Bd.11 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1997. 133 S., € 12,60

Die Frauenberatungsstelle „BELLA DONNA“ wurde 1993 in Essen eröffnet als erste Einrichtung im Ruhrgebiet, die sich mit ihren Angeboten ausschließlich an drogenkonsumierende, drogengefährdete und drogenabhängige Mädchen und Frauen sowie ihre Mütter, Schwestern, Freundinnen wendet. Im neuen Ambiente konnten neue Ansätze in der Arbeit mit drogenabhängigen Mädchen und Frauen ausprobiert werden; es konnte überhaupt Neues gewagt werden. Dazu gehört die offene Sprechstunde für Ratsuchende, die alle Mädchen und Frauen in Anspruch nehmen können, und die sie nicht verpflichtet, die Beratungsstelle noch einmal aufzusuchen. Dazu gehört sozialpädagogisch orientierte Einzel- und Gruppenbetreuung und die Arbeit mit einer Mädchengruppe, die als Kinder von drogenabhängigen Eltern ihre eigenen Schwierigkeiten haben. Die Arbeit der Frauendrogenberatungsstelle „BELLA DONNA“ wurde über 3 Jahre hin wissenschaftlich begleitet; die Ergebnisse der Begleitforschung werden hier vorgestellt.

 

akzept e.V. (Hg.): DrogenVisionen. Dokumentationsband zum 4. akzept Bundeskongreß. 12.-15. September 1996 in Saarbrücken. Bd. 12 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1997. 330 S., € 20,00

Im Europa der Zukunft wird auch weiterhin ein repressiver Umgang mit den Gebrauchern von psychoaktiven Substanzen auf der Tagesordnung stehen. Ein vernunftbezogener und nicht strafbewährter Umgang mit Drogen ist und bleibt das zentrale Anliegen des „Bundesverbandes für akzeptierende und humane Drogenpolitik“ – akzept e.V. Ein eigenverantwortlicher und und risikoarmer sowie kulturell eingebundener Umgang mit Drogen ist möglich. Er kann aber nur erlernt, unterstützt oder erst initiiert werden, wenn gesetzliche und soziale Rahmenbedingungen geschaffen sind, die Menschen nicht in soziale Armut und Perspektivlosigkeit drängt.
Dieser zwölfte Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. Vom Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik (akzept e.V.) in Kooperation mit INDRO e.V., dokumentiert nun in aller Ausführlichkeit den 4. Bundeskongreß von akzept e.V. „DrogenVisionen. Zukunftswerkstatt für eine innovative Drogenpolitik und Drogenhilfe“, der vom 12.-15. September 1996 an der Universität Saarbrücken in Kooperation mit dem Niederländischen Institut für Drogen und Alkohol (NIAD) und der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. (DAH) mit internationaler Beteiligung stattfand.

 

Schneider, Wolfgang (Hg.): Brennpunkte akzeptanzorientierter Drogenarbeit. Bd. 13 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1997. 163 S., € 16,30

Die Aufbruchstimmung, die mit der Konzeptualisierung und Umsetzung einer akzeptanzorientierten Drogenhilfe verbunden war, weicht mehr und mehr einer verschwommenen Methodisierung; eine subtil „verkaufte“ Medizinalisierung und Psychiatrisierung tritt immer stärker in den Vordergrund. Diabolisierungsszenarien bestimmen weiterhin die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion.
Das Buch versucht, den notwendigen Diskurs über akzeptanzorientierte Drogenhilfe wiederzubeleben, das Grundverständnis dieser „neuen“ Form der Drogenhilfe zu verdeutlichen, bestehende Drogenmythen auch innerhalb der akzeptanzorientierten Drogenarbeit zu relativieren und „Empowerment-Narrationen“ in Kooperation mit den drogengebrauchenden Mitbürgern zu fördern.
Die vorliegende Aufsatzsammlung mehrerer AutorInnen umkreist folgende Themenbereiche: Frauenarbeit, Methadonsubstitution, Sekundärprävention als Verbraucherberatung, Risikominderung im Ecstasybereich, Qualitätssicherung in der Drogenhilfe, Drogenpolitik.

 

Weber, Georg/Schneider, Wolfgang: Herauswachsen aus der Sucht illegaler Drogen. Kontrollierter Gebrauch und Selbstheilung. Bd. 14 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1997. 335 S., € 20,00

Dieser Band ist die Neuauflage der ersten deutschen Studie zum Phänomenkreis eines autonom kontrollierten Gebrauchs illegalisierter Drogen wie Heroin und Kokain. Darüber hinaus werden in dieser qualitativen Forschungsstudie – die durch das MAGS NRW, das Ministerium für Wissenschaft und Forschung NRW und das „alte“ Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit gefördert wurde – die Bedingungen und Erscheinungen von Selbstausstiegsprozessen und therapiegestützten Ausstiegsverläufen nebst ihren praktischen Konsequenzen herausgearbeitet. Diese Forschungsstudie konnte nicht nur neue „entmystifizierende“ Einsichten in die Drogenproblematik aufzeigen, sondern auch neue „bedürfnisgerechte“ Perspektiven für den Umgang mit ihr präsentieren. „Herauswachsen aus der Sucht illegaler Drogen“ kann ohne Übertreibung als Standardwerk qualitativer Drogenforschung angesehen werden.

 

Josef Estermann (Hg.): Auswirkungen der Drogenrepression. Illegale Drogen: Konsum, Handel, Markt und Prohibition. Bd. 15 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1997. 268 S., € 19,40

Die Drogenrepression, die strafrechtliche Verfolgung des Konsums von und des Handels mit illegalen Betäubungsmitteln, hat in Europa seit über 30 Jahren fast ständig zugenommen. In den letzten Jahren wurde vermehrt die Frage gestellt, ob denn die Repression das geeignete Mittel zur Reduktion der gesellschaftlichen Probleme rund um Drogenkonsum und Drogenhandel sei. Insbesondere der in den neunziger Jahren trotz massiv verstärkter Polizeiarbeit beobachtete Preiszerfall bei den Substanzen Kokain, Haschisch und vor allem Heroin ließ Zweifel an der Effizienz der ergriffenen Maßnahmen aufkommen. Die infektionsepidemiologischen Probleme, welche beispielsweise Hepatitisviren (Typus B und nun vor allem C) und HIV verursachen, konnten durch polizeiliche und justitielle Repression nicht gelöst werden.
Der vorliegende Sammelband ist interdisziplinär angelegt. Er enthält über 20 Beiträge aus Medizin, Sozialarbeit, Ökonomie, Kriminologie, Strafverfolgung, Rechtswissenschaft, Sozial- und Kommunikationswissenschaft sowie Politik. Schwerpunkte sind die Konsequenzen der Repression für die Gesundheit der Betroffenen und die Rolle der Heroinverschreibungsprogramme in der Schweiz, die Situation im Strafvollzug, die juristischen Positionen zum Konsumverbot und zur offenen Drogenszene, die soziale Lage der Drogenkonsumierenden, die ökonomischen Bedingungen für den Schwarzmarkt und dessen Kosten, der politische Spielraum der Kommunalbehörden und Vorschläge zur Aufhebung der Prohibition, die geschlechtsspezifischen Rollen in der Drogenszene und die Darstellung von Drogen und Kriminalität in der Presse.
Praktiker und Drogenkonsumierende kommen ebenfalls zu Wort. Hier zeigen sich scheinbar unüberbrückbare Gegensätze zwischen den über die Repression verbitterten Konsumierenden und den auf öffentliche Ordnung bedachten Strafverfolgern.

 

Wolfgang Schneider/ Rolf Buschkamp/ Anke Follmann (Hg.): Heroinvergabe und Konsumräume. Perspektiven akzeptanzorientierter Drogenarbeit. Bd. 16 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1997. 203 S., € 18,40

Die Einrichtung von sog. Konsumräumen zur hygienisch kontrollierten Applikation von Drogen und die staatlich kontrollierte Vergabe von Originalsubstanzen sind „die“ zur Zeit brisanten Themen innerhalb drogenpolitischer Erörterungen.
Mit dieser Aufsatzsammlung soll zum einen der dringend notwendige drogenpolitische Diskurs aus sozialwissenschaftlicher und rechtlicher Perspektive strukturiert und sachlich gebündelt präsentiert werden. Zum anderen ist hiermit aber auch die „Weitergabe“ unmittelbar praktischer Erfahrungen mit diesen neuen Projekten zur Schadensminimierung intendiert. Mit dieser Publikation liegt nun erstmals ein umfassendes Kompendium zur Thematik vor. Die ersten praktischen Erfahrungen aus der Schweiz (Heroinvergabe) und aus Frankfurt (Konsumräume) stimmen optimistisch, daß die bisherige Dominanz irrationaler Drogenpolitik, die vornehmlich auf Repression und absolute Drogenfreiheit setzt, „aufweicht“.

 

*Kathrin Pfingsten: Frauen zwischen Autonomie und Abhängigkeit. Zum Verhältnis feministischer und akzeptanzorientierter Konzepte in der Drogenhilfe. Bd. 17 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1997. 152 S., € 15,00 (reduziertes Mangelexemplar € 5,00)

Im Blick auf wissenschaftliche Fachdiskurse zeigt sich, daß feministische und akzeptanzorientierte Diskussionszusammenhänge im Rahmen von Drogenhilfe und Drogenforschung noch weitgehend nebeneinander her existieren, sich zum Teil jedenfalls ignorieren. Konkrete Praxisentwürfe für eine integrative, frauenspezifische und akzeptanzorientierte Drogenhilfe stehen bis dato immer noch aus. Die Autorin unternimmt nun den Versuch, diese Lücke durch eine praxisbezogene und theoriegestützte Verknüpfung beider Denkansätze zu schließen. Folgende Fragestellungen stehen im Zentrum der Analyse:
– Welches sind die theoretischen Stolpersteine, die eine praxisbezogene Umsetzung .akzeptanzorientierter …Angebote für Frauen bisher noch behindern?
– Welche Ansatzpunkte gibt es für eine Annäherung feministischer und akzeptanzorientierter …Paradigmen?
– Welche Transfermöglichkeiten lassen sich für die Praxis ableiten?

*Heike Zurhold: Kriminalität und Kriminalisierung drogengebrauchender Frauen. Kritische Analyse der justitiellen Sanktionspraxis und Möglichkeiten der Depönalisierung. Bd. 18 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1998. 150 S., € 15,00 (reduziertes Mangelexemplar € 5,00)

Die vorliegende Arbeit versucht, den Zusammenhang zwischen Kriminalität und Kriminalisierung drogengebrauchender Frauen kritisch zu analysieren, die gegenwärtige justitielle Sanktionspraxis aufzuarbeiten und Möglichkeiten von Depönalisierungsprozessen aufzuzeigen. Dieser achtzehnte Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., zielt darauf, gängige Stereotypisierungen über Drogengebraucherinnen und ihre „Abweichung“ durch eine „dichte“ Beschreibung der variablen und komplexen Lebensstile drogengebrauchender Frauen zu relativieren. Vor dem Hintergrund einer systematischen Analyse der tatsächlichen Auswirkungen von Strafverfolgung und Kriminalisierung für das Justizsystem einerseits und für die Betroffenen andererseits werden in diesem Buch erstmalig konkrete Maßnahmen von Depönalisierungsstrategien als Haftvermeidungsmöglichkeiten im Rahmen des geltenden BtMGs entwickelt. Dabei wird auch die Frage beantwortet, ob Sanktionierung und Pönalisierung, gemessen an den eigentlichen Zielen und den realen Folgen, überhaupt zweckmäßig ist. Abgeschlossen wird diese Studie dann auch durch die Skizzierung einer entpönalisierenden Drogen- und Kriminalpolitik.

Hans-Peter von Aarburg: Heroindampfscheibenwirbel: Eine kulturanthropologische und ethnopsychoanalytische Studie des Folienrauchens in Zürich zwischen 1990 und 1995. Band 19 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1998. 359 S., € 20,00

Das Folienrauchen verbreitete sich in der Schweiz anfangs der 90er Jahre rasch, wobei allerdings die Zahl der Heroinkonsumierenden insgesamt stabil blieb. Mit ethnographischen Mitteln wird hier diese Konsumform des Heroins in ihrem historischen und sozialen Kontaxt dargestellt. Objektive Rahmenbedingungen wie der Afghanistankrieg geraten dabei ebenso ins Blickfeld wie der öffentliche Umgang mit der zu Beginn des Jahrzehntes einsetzenden wirtschaftlichen Rezession. In Interviews mit rund 50 Jugendlichen wird insbesonders nach unerwartet vielfältigen und widersprüchlichen Formen meist unbewußten Nutzens gefragt, den die physische und soziale Selbstgefährdung den Drogenkonsumierenden bietet. Etwa den oft beklagten „Beschaffungsstress“ einmal als haltgebende „Tagesstruktur“ zu sehen, vermittelt wichtige Einblicke in die Mechanismen süchtigen Drogenkonsums. Wichtige Anhaltspunkte ergeben auch sorgfältig analysierte Ausdrücke des Zürcher Gassenslangs. Wie in einem Zerrspiegel lassen sich auch auf dieser sprachlichen Ebene karikierte konsumgesellschaftliche Werte wiedererkennen.

Artur Schroers/Wolfgang Schneider: Drogengebrauch und Prävention im Party-Setting. Eine sozial-ökologisch orientierte Evaluationsstudie. Forschungsbericht. Bd. 20 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1998. 190 S., € 21,50

Mit dieser sozial-ökologisch orientierten Evaluationsstudie zum Zusammenhang von Drogengebrauch und Präventionsmaßnahmen im Party-Setting wurde neben der explorativen Erfassung des Drogengebrauchs bei 385 Personen sowie der spezifischen Drogengebrauchsmuster im Techno- und Ravekontext versucht, speziell entwickelte Präventionsmedien (sog. Party-Drogen-Infocards) „vor Ort“ auf ihre Zielgruppennähe und Akzeptanz zu überprüfen. Um prozeßhaft die subjektiven Wissensbestände und Erfahrungen mit Partydrogen (insbesondere Ecstasy) und die sie prägenden Umfeldbedingungen exemplarisch an zwei Orten (Münster und Essen) zu erfassen, wurde – wohl zum ersten Mal in der Partydrogenforschung – die aufwendige Kombination von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden gewählt (Fragebogenerhebung, fokussierte Interviews, Behavior-Setting-Analysen).
Dieser zwanzigste Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V. im Auftrag der Landesarbeitsgemeinschaft Suchtvorbeugung NRW/GINKO e.V., zeigt in seinen Ergebnissen anschaulich auf, daß der Partydrogengebrauch nicht unabhängig vom „Lebensraum“ der Techno- und Raveszene bewertet werden kann. Es sind wesentlich die Implikationen einer „neuen“ Ausgehkultur, die spezifischen Gegebenheiten der „Locations“, das veränderte Erleben von Raum und Zeit, der individuelle „Lifestyle“ der Technoanhänger, die subtilen Codes der Vergemeinschaftung und die Verteilung von Schlüsselrollen, die innerhalb der Techno- und Ravegemeinschaft von Bedeutung sind. Die Akzeptanz einer sachgerechten Substanzaufklärung hängt wesentlich von der Vereinbarkeit der Herangehensweisen mit dem jeweiligen „Lebensraum“ ab. Eine adressaten- und bedürfnisbezogene Zugangsweise entscheidet über die Adäquanz sekundärpräventiver Maßnahmen im Partydrogensetting. Abgeschlossen wird diese Forschungsarbeit durch die Formulierung konkreter Empfehlungen für akzeptanzorientierte Präventionsmaßnahmen.

*Verena Schmidt: „Alte“ Politik gegen „neue“ Drogen? Cannabis in den 60ern/70ern und Ecstasy in den 90ern: zwei bundesdeutsche „Jugenddrogen“-Debatten im Vergleich. Band 21 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1998. 184 S., € 17,00 (reduziertes Mangelexemplar € 5,00)

Spätestens seit Beginn der 90er Jahre und mit steigender Tendenz wächst insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Popularität von Partydrogen wie Ecstasy. Wie reagiert die Drogenpolitik auf diese Erscheinung? Die vorliegende, qualitative Vergleichsstudie drogenpolitischer Presse-Debatten um Ecstasy von 1992 bis 1997 und um Cannabis von 1967 bis 1972 verdeutlicht in der Analyse eine weitgehende Übereinstimmung der „alten“ Cannabis- mit der „neuen“ Ecstasypolitik in ihren Deutungsmustern: Das repressive Deutungsmuster („Drogengefahr abwehren“), das anti-repressive Deutungsmuster („Droge tolerieren“ bzw. „Repressionsfolgen vermeiden“) und das pragmatische Deutungsmuster („Drogengefahr nicht durch Repression vergrößern“).
Dieser einundzwanzigste Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., beantwortet die Forschungsfrage „Alte Politik gegen neue Drogen?“ dadurch, daß sich im „neuen“ Problembereich der Wandel der Gesamtdrogenpolitik nicht wiederfindet. Aktive Liberalisierungs-Impulse sind hinsichtlich einer sachgerechten Substanzaufklärung im Partydrogenkonsumbereich auf der drogenpolitischen Ebene nur ansatzweise zu erkennen. Favorisiert wird wiederum eine „alte“, repressionsorientierte Politik.

Akzept e.V./Trimbos Institut (Hg.): The Times They Are A-Changin‘. Internationaler Kongreß über neue und aktuelle Ansätze akzeptierender Drogenarbeit und Drogenpolitik. Band 22 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 1999. 286 S., € 24,50

„The Times They Are A-Changin'“ war der erste internationale akzept-Kongreß und gleichzeitig der erste, der nicht in Deutschland stattfand. Diese Internationalität machte aber auch deutlich, daß es eine gesamteuropäische Drogenpolitik und Drogenhilfelandschaft derzeit nicht bzw. noch nicht gibt. Repressions-orientierte und liberale Ansätze stehen sich immer noch – zum Teil unversöhnlich – gegenüber.
Dieser 22. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. vom Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik (akzept e.V.) und dem Trimbos-Institut Utrecht in Kooperation mit INDRO e.V., dokumentiert in aller Ausführlichkeit den von akzept e.V. gemeinsam mit dem Trimbos-Institut veranstalteten 5. Bundeskongreß „The Times They Are A-Changin'“, der vom 18.-20. Juni 1998 in Arnheim mit reger internationaler Beteiligung stattfand. Das Themenspektrum ist breit gefächert und reicht von der Alkoholpolitik, Bedingungen eines kontrollierten Gebrauchs illegalisierter Substanzen, Drogenmythen, Frauenhilfeeinrichtungen, Reiseregularien für Methadonpatienten, stationäre Therapie und akzeptierende Drogenhilfe bis hin zu neueren Forschungsergebnissen hinsichtlich des Partydrogengebrauchs.

Wolfgang Schneider: Drogenmythen. Zur sozialen Konstruktion von „Drogenbildern“ in Drogenhilfe, Drogenforschung und Drogenpolitik. Band 23 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2000. 197 S., € 18,40

Ausgehend von der Feststellung, daß der illegale Drogengebrauch Ausdruck realer gesellschaftlicher Problemstellungen ist, geht es in diesem Buch darum, die normative Konstruktion von gesellschaftlichen „Drogenbildern“ als Drogenmythen in Drogenhilfe, Drogenforschung und Drogenpolitik zu „entzaubern“: Ziel ist es, das gängige handlungsanleitende „Wissenssystem“ vom Gebraucher illegalisierter Drogen als generell frühkindlich gestörtes, krankhaftes Defizitwesen und entsprechende Drogenmythen zu relativieren, Dramatisierungsszenarien zu entlarven und das unselige Krankheitsverdikt auf seine Praxisrelevanz hin zu hinterfragen. Dieser 23. Band in der Reihe
„Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., ist die vollständig überarbeitete, wesentlich erweiterte und aktualisierte Fassung des Buches „Der gesellschaftliche Drogenkult“ von 1996.
Schneider, W./Buschkamp, R./Follmann, A. (Hg.): Cannabis – eine Pflanze mit vielen Facetten. Band 24 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2000. 109 S., € 13,30

Dieser 24. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., basiert auf einer Informationsveranstaltung mit dem Titel „Cannabis – eine Pflanze mit vielen Facetten“, die am 29.9.1999 an der Fachhochschule Münster stattfand. Der Mythos Cannabis scheint inzwischen durch die Anerkennung von Cannabis als Medizin und durch die Gewinnung von Faserhanf weitestgehend entzaubert. Jedoch im Hinblick auf Cannabis als ein Genuß- und Rauschmittel beherrschen nach wie vor Dramatisierungsszenarien und Mythenbildungen gespeist aus Drogenangst, Bedrohlichkeitsempfinden und Fehlinformation die wissenschaftliche und insbesondere auch die öffentliche Diskussion. Mit dieser Aufsatzsammlung soll nun der dringend notwendige drogenpolitische Diskurs bezüglich Cannabis versachlicht und dazu beigetragen werden, durch die Präsentation von Daten und Fakten die noch vorherrschenden „Cannabismythen“ zu entzaubern.
Andrea Oppmann: Gesellschaftlicher Umgang mit Sucht am Beispiel drogenabhängiger Frauen im Strafvollzug. Band 25 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2000. 144 S., € 16,30

Vier Frauen erzählen ihre Erfahrungen mit Drogen, Abhängigkeit und den gesellschaftlichen Reaktionen auf ihr Verhalten. Alle vier Frauen saßen zum Zeitpunkt ihrer Erzählungen im Gefängnis. Was ist das: „Sucht“ – „Abhängig sein“? Wie erleben wir in unserer Gesellschaft Abhängigkeit, und wie wurden wir zu dem, was wir sind? Was bedeutet es, in unserer Gesellschaft als süchtig beschrieben zu werden und sich selbst als abhängig zu empfinden? Wie gehen wir im Alltag mit Sucht und Abhängigkeit um, und wie gehen wir mit Menschen um, die wir als Süchtige oder Abhängige bezeichnen? Wie erleben sich Frauen, die aufgrund ihrer Abhängigkeit inhaftiert werden? Für jeden Menschen werden die möglichen Antworten anders ausfallen. Die Autorin führt durch diese Fragen und bietet ihre – vorläufigen – Antworten zum Nachdenken an.
*Jürgen Neumeyer: Drogenpolitik im Straßenverkehr. Band 26 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2000. 133 S., € 15,00 (reduziertes Mangelexemplar € 5,00)

„Drogenpolitik und Straßenverkehr, ein Thema, bisher verkürzt auf ‚Drogen und Fahrtüchtigkeit‘, das seit der Einführung des neuen Ordnungswidrigkeitstatbestands (§ 24 a Abs. 2 StVG) immer mehr fatale Konsequenzen zeitigt: Insbesondere Cannabiskonsumenten kann, obwohl sie nicht am Straßenverkehr teilgenommen haben, der Führerschein auf dem Verwaltungswege entzogen werden. Schon bei bloßer Kenntnis von einmaligem Haschischbesitz ohne Zusammenhang mit dem Straßenverkehr kann eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) zum Nachweis der Kraftfahreignung angeordnet werden. Dieser 26. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., geht der zentralen Frage nach, welchen Einfluß verschiedene drogenpolitische Ziele, Interessen und Wertvorstellungen auf das Gesetzgebungsverfahren, also die politische Umsetzung der Interessen im Themenbereich „Drogen im Straßenverkehr“ hatten und haben. Mit dieser Publikation liegt wohl erstmals im deutschsprachigen Raum eine fundierte, analytische Rekonstruktion der Entwicklungslinien hin zu einer Kritik im Rahmen ‚Drogenpolitik (mit anderen Mitteln) im Straßenverkehr“ vor.
*Sebastian A. Schmidt: Prävalenz sexuellen Kindesmißbrauchs bei Opiatabhängigen. Band 27 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2000. 95 S., € 13,00 (reduziertes Mangelexemplar € 5,00)

Der gesellschaftliche Umgang mit illegalem Drogenkonsum und sexuellem Kindesmißbrauch ist heute mehr denn je von Tabus, Ignoranz und Mystifizierung geprägt. Nicht selten gehen diese Tabus (in ihren Auswirkungen) auf Kosten der Betroffenen, die als gesellschaftliche „Sündenböcke“ oder als ewig zum Schweigen verdammte Opfer das Nachsehen haben. Die vorliegende Studie „Prävalenz sexuellen Kindesmißbrauchs bei Opiatabhängigen“ als 27. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., relativiert die noch dominierenden Drogenmythen zum Thema Kindesmißbrauch und Drogenabhängigkeit. In seinen Schlußfolgerungen plädiert der Autor für einen sachlichen und offenen Umgang mit diesen brisanten Themen.
*Christine Hölzmann: Ärztliche Verschreibung von Heroin und die sozialpädagogische Begleitung. Band 28 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2000. 197 S., € 20,00 (reduziertes Mangelexemplar € 10,00)

Die ärztliche Verschreibung von Heroin ist das zur Zeit meist diskutierte drogenpolitische Thema. Mit dieser Studie als dem 28. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., werden die Möglichkeiten einer ärztlichen Verschreibung von Heroin an sog. Schwerstabhängige und dessen Bedeutung für die sozialpädagogische Drogenhilfepraxis ins Zentrum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung gestellt. Insbesondere die wissenschaftlichen Ergebnisse zu den Heroinvergabeprojekten in der Schweiz werden einer gründlichen Prüfung unterzogen, um auch mögliche Transferbedingungen für die geplante Etablierung derartiger Projekte als Arzneimittelprüfungsverfahren in der BRD auszuloten und kritisch zu hinterfragen. Mit dieser Untersuchung liegt eine umfassende Aufarbeitung und kritische Würdigung zum Thema der ärztlich kontrollierten Heroinvergabe als ein weiteres, schadensminimierendes Angebot der Drogenhilfe vor.
*Andre Frohnenberg: „Du sollst keine Drogen nehmen!“ Konstruktivistische Perspektiven für die Drogenhilfe. Band 29 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2000. 91 S., € 13,00 (reduziertes Mangelexemplar € 5,00)

Wie werden gesellschaftliche „Drogenbilder“ konstruiert, wie die Verhaltensaufforderung „Du sollst keine Drogen nehmen!“? Dieser 29. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., versucht mit einer „neuen“ Sichtweise, mit Hilfe einer konstruktivistischen Perspektive, die unterschiedlichen Wahrnehmungsfolien des gesellschaftlich hergestellten „Drogenproblems“ aufzuarbeiten. Dabei wird das Konstrukt „Der Drogengebraucher als hilfloses Objekt“ dem vom „Der Drogengebraucher als autonomes Subjekt“ gegenübergestellt. Die Ergebnisse dieser „konstruktivistischen“ Auseinandersetzung münden in eine überzeugende Praxistransferdiskussion. Hierbei wird das elfte Gebot „Du sollst keine Drogen nehmen“ in der traditionellen, abstinenzbezogenen Drogenhilfe durch die Verhaltensregel „Jeder hat das Recht, Drogen zu konsumieren und diese frei zu wählen“ im Rahmen akzeptanzorientierter Drogenhilfe ersetzt.
Schneider, Wolfgang (Hg.): Illegalisierte Drogen. Alte Mythen – Neue Akzeptanz. Band 30 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2001. 245 S., € 20,00

10 Jahre INDRO e.V. 10 Jahre gemeinsame Arbeit für die Umsetzung und Weiterentwicklung akzeptanzorientierter Drogenarbeit und qualitativer Drogenforschung. Dieser 30. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., ist ein Jubiläumsband mit Aufsätzen von Gründern, Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern des INDRO e.V. Dieses Buch „Illegalisierte Drogen. Alte Mythen – Neue Akzeptanz“ enthält ausgewählte Aspekte und Zukunftsperspektiven akzeptanzorientierter Drogenarbeit und Drogenpolitik:

  • Der Mythos des Sisyphos in der Drogenhilfe
  • zur Phänomenologie von Hamburgern und Drogenhilfe
  • „Elend“ Methadon-Substitution (?)
  • Drogengebraucherinnen im Strafvollzug
  • Monitoring und Drug-Checking
  • Substitutionsbehandlung: eingeschränkte Reisefreiheit der Patienten
  • Big Brother is watching you. Oder: Drogenmythen, Moral, die Macht der Diagnose und die Produktion von „Klienten“
  • Kokolores: Die Kokain-Gesellschaft. Allgemeine Betrachtungen und neuere Forschungsergebnisse zu einer alten psychoaktiven Substanz

Akzept e.V. (Hg.): Gesellschaft mit Drogen – Akzeptanz im Wandel. Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit.  Band 31 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2001. 342 Seiten., € 29,00

Dieser 31. Band in der INDRO-Buchreihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. Vom Bundesverband für akzeptierende und humane Drogenpolitik (akzept e.V.) dokumentiert in aller Breite den von akzept e.V. und vielen Kooperationspartnern veranstalteten 6. Internationalen Bundeskongress „Gesellschaft mit Drogen – Akzeptanz im Wandel“, der vom 5.-7.10.2000 in Berlin mit reger nationaler und internationaler Beteiligung stattfand. Der nach 1991 zum zweiten Mal in Berlin stattfindende Kongress hat sich mit der Bestandsaufnahme nach 10 Jahren akzeptierender Drogenhilfe und Drogenpolitik befasst. Trotz vieler drogenpolitischer Veränderungen im Rahmen der Verankerung von Harm-Reduction-Maßnahmen konnte der Kongress folgendes Fazit ziehen: Von einer gesellschaftspolitischen Akzeptanz von Drogengebrauchenden und Substanzkonsum als Lebensstil, eigener Entscheidung sind wir nach wie vor weit entfernt. Das Themenspektrum des Kongresses reicht von europäischer Drogenpolitik, der Weiterentwicklung akzeptanz-orientierter Drogenarbeit und Drogenpolitik, der Auseinandersetzung mit den Konzepten „Krankheit“, „Abweichung“ oder „Lebensstil“, der (Re-)Medizi-nalisierung von Sucht und Drogenhilfe?, Substitutionsbehandlungen in Deutschland, vom Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung, Konsumräumen, Drogennotfallprävention, Harm-Reduction-Strategien im Umgang mit Genuss und Risiken bis hin zu Modellprojekten im Rahmen europäischer Netzwerke.
 

*Strieder, Christoph: Kontrollierter Gebrauch illegalisierter Drogen. Funktion und Bedeutung des Gebrauchs illegalisierter Drogen im gesellschaftlichen Kontext. Band 32 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2001. 288 S., € 24,00 (reduziertes Mangelexemplar € 10,00)

Dieser 32. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., greift ein immer noch arg vernachlässigtes drogenpolitisches Thema auf. Es geht um die Möglichkeit eines regelorientierten, kontrollierten Gebrauchs illegalisierter Drogen. Die hier vorliegende qualitative kultur- und sozialisationstheoretische Untersuchung zur Funktion und Bedeutung des Gebrauchs illegalisierter Drogen berührt ein Tabuthema. Drogengebrauch wird in dieser Studie als Verhalten wie jedes andere – ohne moralische Bedenken – betrachtet. Neben phänomenologischen Überlegungen wird hier insbesondere die psychosoziale Bedeutung des Rausches im lebensweltlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang diskutiert. Zentrales Ergebnis dieser explorativen Untersuchung ist, dass ein kontrollierter Gebrauch von illegalisierten Substanzen Folge eines subjektiven Lern-, Erfahrungs- und Aneignungsprozesses im umfeldspezifischen Kontext ist. Diese Studie macht wiederum deutlich, dass das immer noch vorherrschende Einbahnstrassenmodell des Gebrauchs illegalisierter Drogen als zwangsläufige Fahrkarte ins Jenseits relativiert werden muß.

 

*Hayner, Ekkehard: Akzeptanzorientierte Suchtprävention. Eine qualitative Studie über die Kommunikation Ostberliner Jugendlicher zu illegalisierten Drogen. Band 33 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2001. 204 S., € 24,00 (reduziertes Mangelexemplar € 10,00)

Dieser 33. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., ist eine qualitative Studie über die Bedingungen und Chancen einer „Akzeptanzorientierten Suchtprävention“ basierend auf einer Untersuchung über die Kommunikation Ostberliner Jugendlicher zu illegalisierten Drogen. Diese Studie stellt sich dem Anspruch praxisrelevanter Forschung, d.h. sie ermöglicht begründete Schlußfolgerungen, wie suchtpräventive Bemühungen sinnvoll ausgestaltet werden können. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass illegalisierte Drogen im Rahmen traditioneller Konzepte zur Suchtprävention immer noch als eine große Gefahr für Jugendliche angesehen werden, gegen die diese „stark“ gemacht werden sollen. Durch ihre Abstinenzforderung verliert diese Art der Suchtprävention jedoch den Kontakt zu ihren Adressaten. Diese breit angelegte Auseinandersetzung mit suchtpräventiven Konzepten in empirischer Ausrichtung kommt zu der Schlußfolgerung, dass in der Suchtprävention ein Paradigmawechsel hin zu einer akzeptanzorientierten Suchtprävention im Sinne einer sachgerechten Substanzaufklärung als konkrete Verbraucherberatung dringend notwendig ist.

 

Schneider, W./Buschkamp, R./Follmann, A. (Hg.): Grenzerfahrungen: Medizin, Drogenhilfe und Recht. Band 34 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2001. 137 S., € 15,30

Dieser 34. Band in der Buchreihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., basiert auf einer Informationsfachveranstaltung zum Thema „Grenzerfahrungen: Medizin, Drogenhilfe und Recht“, die am 12.9.01 im Ärztehaus der Ärztekammer Westfalen-Lippe in Münster stattfand. Drogenhilfe und Medizin steht immer noch vor einem Problem: Sie gerät mit allen Angeboten der Suchthilfe (Substitution, niedrigschwellige Hilfsangebote der „Harm-Reduction“, Drogenkonsumräume etc.) bei der gegebenen Gesetzeslage unweigerlich an die Grenze zur Illegalität. Mit dieser Veröffentlichung werden einige der unterschiedlichen rechtlichen Problembereiche im Rahmen der medizinischen und drogenhilfepraktischen Unterstützungen für drogenkonsumierende Menschen beschrieben und mögliche Wege zur Veränderung aufgezeigt. Themen: Drogenhilfe und Ordnungspolitik, Drogen und Straßenverkehr, Rechtliche Konsequenzen der Substitutionstherapie, Zur Umsetzung von Drogenkonsumräumen, Entwicklungsgeschichte von Substitutionsbehandlungen bei Drogenabhängigen, Zur Kritik suchtpräventiver Maßnahmen, Legalisierung – Weder Kapitulation noch Ausweg.
*Holzer, T.: Globalisierte Drogenpolitik. Die protestantische Ethik und die Geschichte des Drogenverbotes. Band 35 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2002. 167 S., € 17,00 (reduziertes Mangelexemplar € 10,00)

Dieser 35. Band in der Buchreihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., behandelt das Thema einer Globalisierung der Drogenpolitik aus historischer Perspektive. Zentrales Erkenntnisinteresse ist, die Entstehung der Norm „Drogenverbot“ kulturgeschichtlich nachzuzeichnen. Betrachtet man die Entstehung und Vorgeschichte des Drogenverbots, so gelangt man an empitisches Material, welches die dominierende „medizinisch-pathologisierende Sicht“ relativiert. Diese Veröffentlichung erweitert nun die Drogenverbotsgeschichte um eine politikwissenschaftliche Dimension. Insofern wird hier überaus tiefschürfend die Bedeutung der politischen Aushandlung im Rahmen internationaler Konventionen und nationalstaatlicher Umsetzungsprozesse detailreich aufgearbeitet und zu einer politisch aufschlußreichen Gesamtkonstruktion verdichtet. Eine wichtige Untersuchung, die die bisherige historische Lücke schließt.

 

Wildhagen, B.: „…, dass überhaupt einer mal was macht!“ Qualitätskriterien akzeptanzorientierter, entklientifizierender Drogenarbeit aus der Sicht drogenerfahrener Frauen. Band 36 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2002. 192 S., € 20,00

Dieser 36. Band in der Buchreihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., entwickelt auf der Grundlage qualitativer Erhebungsmethoden einer konsequenten Subjektbezogenheit Qualitätskriterien für eine akzeptanzorientierte, frauenspezifische und entklientifizierende Drogenarbeit. Die qualitative Inhaltsanalyse von sieben „fokussierten“ Interviews mit drogenerfahrenen Frauen zeigt deutlich auf, dass das immer noch in Teilen auf Drogenmythen basierende Drogenhilfesystem nicht in der Lage ist, das asymmetrische Verhältnis zwischen drogengebrauchenden Frauen und Professionellen aufzuheben. Dieser „heimliche Lehrplan“ einer klientifizierenden Drogenhilfepraxis als Unterstellung genereller Behandlungsbedürftigkeit drogenkonsumierender Frauen macht eine gleichberechtigte, soziale Interaktion unmöglich: Sie führt zu einer Verfestigung der Opfer- und Klientenrolle im Rahmen professioneller „Fürsorglichkeit“. Die Autorin entwirft mit dieser Studie einen empirisch gestützten Handlungsrahmen praxisbezogener Drogenarbeit, die bedürfnisbezogen, entklientifizierend und akzeptanzorientiert ausgerichtet ist. Voraussetzung dafür ist allerdings, die herrschenden Drogenmythen zu relativieren, die Komplexität lebensweltlicher und subjektiver Entwicklungsmöglichkeiten in ihrer drogenpolitischen Verwobenheit einzubeziehen und zu „denken“.

 

Biesenbach, J.: Drogenpolitische Modelle und ihre Begründung. Band 37 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2002. 141 S., € 15,00

Mitarbeiter der niedrigschwelligen Drogenarbeit, insbesondere der sogenannten Kontaktcafés, erleben den Alltag Abhängiger hautnah. Diese Erlebnisse innerhalb des Kontaktcafégeschehens stellen einen psychologischen Faktor dar, der die Arbeit in der akzeptanzorientierten Suchtkrankenhilfe immens beeinflußt. Umso notwendiger und überfällig ist eine tiefgehende Forschung und Analyse akzeptierender Drogenarbeit. Dieser 37. Band in der Buchreihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., schließt die bestehende Forschungslücke und weist auf weitere Defizite in der Drogenforschung hin. Die vorliegende Untersuchung deckt mit Hilfe qualitativer Forschung das Alltagsgeschehen in Kontaktcafés auf. Im Mittelpunkt stehen nicht die Drogenabhängigen, sondern die Angestellten der Kontaktcafés. Mit Hilfe von Tiefeninterviews wird ganz im Sinne der morphologischen Psychologie die Psychodynamik des alltäglichen (Seelen-)Erlebens der Angestellten nachgezeichnet und analysiert.  Immer wiederkehrende gestalthafte Züge werden in unterschiedlichen Einrichtungen sichtbar, das Geschehen als „alles zerstörender Wirbel“ entlarvt. Der Umgang der Mitarbeiter mit dem sich darbietenden Bild von Drogenabhängigkeit und Drogenabhängigen zeichnet sich in verschiedenen „Typen“ ab, die sich im Spannungsfeld zwischen Faszination und Abwehr befinden. Abgeschlossen wird der vorliegende Band durch sich aus der Untersuchung ergebende drogenpolitische Forderungen, die vor allem im Hinblick auf die fortschreitende Akzeptanz und Durchsetzung der längst überfälligen Heroinverschreibung für Mitarbeiter niedrigschwelliger Drogeneinrichtungen (lebens-)notwendig und für eine effektive Drogenarbeit unabdingbar sind.

 

Inge Brachet: Zum Sinn des Junkie-Seins. Eine qualitative Studie aus existentialistischer Perspektive. Band 38 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2003. 239 S.,  € 22,00

Die individuelle Bedeutung von Heroinabhängigkeit und der Zusammenhang mit dem Selbstwertgefühl wird hier vor einem anthropologisch-existentialistischen Hintergrund betrachtet. Es wird für den Menschen als notwendig angenommen, seinen Wahrnehmungen und Erfahrungen innerhalb bestimmter Strukturen eine subjektive Bedeutung und einen persönlichen Sinn zuzuweisen, was die Orientierung an einem konsensuellen gesellschaftlichen Wertesystem voraussetzt. Sie erlaubt dem Einzelnen, sein Verhalten zu beurteilen und sich als einen wertvollen Menschen zu erleben, sofern er ihren Standards entspricht, und sich gleichzeitig mit anderen zu vergleichen und (positiv) von ihnen abzugrenzen. Das impliziert, daß der Mensch wesentlich auch selbst der Konstrukteur seines jeweiligen aktuellen Selbstkonzepts ist.
Heroinabhängigkeit stellt einen Versuch dar, einem durch Eltern und/oder andere mit der Erziehung betraute Personen als indifferent oder widersprüchlich vermittelten Wertesystem und darüber einem Weltbild, dessen Übernahme subjektiv wenig Sicherheit zu vermitteln scheint, ein alternatives Modell zur individuellen Sinnstiftung und Orientierung gegenüberzustellen. Die Aufgabe der Abhängigkeit erscheint nur möglich, wenn es gelingt, einen individuellen Weg der Selbstwertsteigerung zu finden, der weder Rauschmittelkonsum noch die Übernahme des konsensuellen kulturellen Weltbildes erfordert. Heroinabhängigkeit wird daher hier nicht als persönliches Versagen oder „Krankheit“ verstanden, sondern unter anderem als ein Sozialisationsdefizit und aus dieser Sicht als fehlgeschlagener Versuch der Individuation. Die Frage warum die Befragten nicht andere alternative Lebensentwürfe für sich wählen, kann auf der Grundlage der Ergebnisse allerdings nicht beantwortet werden.
Aus den Ergebnissen der vorliegenden Studie können Konsequenzen für die verschiedenen Ansätze der Suchtprävention abgeleitet werden. In der Arbeit mit Eltern und insbesondere mit in der Erziehung und Bildung Tätigen erscheint es wichtig, die Bedeutung eines konsistenten Erziehungsstils zu vermitteln sowie konkrete Handlungsmodelle und Übungs- und Begleitungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. [Klappentext]
Wolfgang Schneider & Ralf Gerlach (Hg.): DrogenLeben. Bilanz und Zukunftsvisionen akzeptanzorientierter Drogenhilfe und Drogenpolitik. Band 39 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2004. 350 S.,  € 34,00

Wo steht akzeptanzorientierte Drogenarbeit und Drogenpolitik heute? Was ist aus der Zielbestimmung geworden, drogenkonsumierende Menschen kooperativ und moderierend bei der Erarbeitung eines eigenverantwortlichen, risikobewussten, aber auch genussorientierten Umgangs mit illegalisierten Substanzen zu unterstützen? Sind drogenpolitische Ziele wie Entkriminalisierung und Legalisierung zu Grabe getragen worden? Dies sind Fragestellungen, denen sich diese Veröffentlichung annähern will. Dieser 39. Band in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von INDRO e.V., versucht eine kritische Bilanz zu ziehen und die „Machbarkeit“ akzeptanzorientierter Drogenhilfe trotz weiterhin gegebener Drogenverbotspolitik aus der Praxisperspektive des INDRO e.V. zu verdeutlichen.

 

Baier, Claudia: Substitutionsbehandlung Opiatabhängiger im ländlichen Bereich. Band 40 der INDRO-Buchreihe. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2004. 148 S., €18,00

Wie kann eine Substitutionsbehandlung unter den strukturellen Bedingungen einer ländlichen/dörflichen Region organisiert werden – oftmals ohne die geforderte Möglichkeit zur Kooperation mit Drogenhilfeeinrichtungen bzw. ohne erreichbare, verpflichtende Angebote zu psychosozialen Unterstützungs- und Therapiemaßnahmen? Dass sich die Situation von Substituierten und Ärzten auf dem Lande grundlegend anders als in der Großstadt gestaltet, zeigt die Autorin im 40. Band der Reihe Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierender Drogenarbeit, hrsg. von INDRO e.V. Damit betritt diese Studie fachlich Neuland: Zum ersten Mal nach den seit über 15 Jahren vorliegenden Ergebnissen zur Substitutionsbehandlung in Deutschland erscheint eine Abhandlung über das Setting der Substitution auf dem Lande. In qualitativ orientierten Interviews berichten einerseits substituierte PatientInnen u.a. von ihrer Lebenssituation und ihren je individuellen Motiven zur Aufnahme der Substitution gerade (und gezielt) auf dem Lande; andererseits sprechen substituierende Ärzte über bürokratische Hürden, aber auch 6uuml;ber pragmatische Lösungen struktureller Probleme. In kritischer Auseinandersetzung mit suchttheoretischen Erklärungsmodellen und besonders dem Krankheitskonzept macht diese Studie deutlich, dass es nicht den geradlinigen Weg in die Abhängigkeit gibt. Ebenso gestaltet sich der Ausstieg je individuell und in unterschiedlichen Phasen. Die Mobilisierung eigener Ressourcen – auch mit Hilfe der ÄrztInnen – spielt bei der Stabilisierung eine wesentliche Rolle, ebenso wie die soziale Integration, u.a. über Erwerbstätigkeit. Die Substitutionsbehandlung auf dem Lande bietet – letztlich durch den persönlichen und individuellen Einsatz beider Seiten – trotz aller rechtlichen und fachlichen Widrigkeiten große Chancen für die PatientInnen, sich aus dem Großstadt-Drogenmilieu zu lösen.
Bernd Dollinger/Wolfgang Schneider (Hg.): Sucht als Prozess. Sozialwissenschaftliche Perspektiven für Forschung und Praxis. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Band 41 der INDRO-Buchreihe. Berlin 2005, 336 Seiten, Preis: 36,00 EUR

Was ist Sucht? Ein Denkmodell? Eine soziale Konstruktion? Ein einmal erreichter, statischer Zustand? Eine schwere, finale Krankheit? Ein dynamischer Entwicklungsverlauf? Die unterschiedlichen Beiträge in dieser Veröffentlichung versuchen die Spannbreite aktueller sozialwissenschaftlicher Ansätze im Rahmen moderner Suchtforschung und Drogenhilfepraxis wiederzugeben. Sie weisen nach, wie prozesshaft und dynamisch der Konsum unterschiedlichster Substanzen und auch subjektive und soziale Bedeutungszuschreibungen von Sucht sind. Das dynamische Geschehen drogengebrauchs-bezogener Entwicklungsverläufe jenseits von unterstellten, eindeutigen Ursachen verlangt von Forschung und Praxis eine stetige Neuorientierung und auch Überprüfung von „Sucht-Konstrukten“. Dieser Band will dazu beitragen, die Diskussionen über „die Suchtbegriffe“ und ihre Inhalte anzuregen, und somit in Drogenforschung und Hilfepraxis weitere Perspektiven zu eröffnen.

Inhaltsverzeichnis:

Bernd Dollinger: Sucht als Prozess. Eine Einführung

Craig Reinarman: Sucht als Errungenschaft: Die diskursive Konstruktion gelebter Erfahrung

Felix Tretter: Der humanökologische Ansatz in der Theorie der Sucht und in der Suchthilfepraxis

Peter Degkwitz: „Sucht“ in einer „praxeologischen“ Sicht – Überlegungen zum Potential des soziologischen Ansatzes Bourdieus

Hasso Spode: Was ist Alkoholismus? Die Trunksucht in historisch-wissenssoziologischer Perspektive

Henning Schmidt-Semisch: Vom Laster zur Modellsucht. Einige Anmerkungen zur Karriere des Tabakproblems

Bernd Dollinger: Drogenkonsum als sinnhafter Bewältigungsmechanismus. Methodologische Anmerkungen zu einer
neueren Forschungsperspektive

Jürgen Raithel: Substanzkonsum als lebensstilistische Inszenierung?

Irmgard Vogt: Geschlecht, psychoaktive Substanzen und Sucht: Doing gender im Wandel

Bernd Werse/Uwe E. Kemmesies/Oliver Müller: Kontrollierter Konsum illegaler Drogen – Einige Ergebnisse aus dem Projekt „Umgang mit illegalen Drogen im bürgerlichen Milieu“

Henning Schmidt-Semisch/Jan Wehrheim: Exkludierende Toleranz. Ordnung und Kontrolle im Kontext akzeptierender Drogenarbeit

Gundula Barsch: Was ist dran am Binge Drinking? Ein Konzept und seine Hintergründe

Wolfgang Schneider: Akzeptanzorientierte Drogenarbeit

Maja Viethen: Methadon als Maßnahme akzeptanzorientierter Drogenarbeit: Ursprüngliche Zielsetzungen und erreichte Veränderungen. Eine kritische Bilanz

Joachim Körkel: Rückfallprophylaxe mit Alkohol- und Drogenabhängigen

Birgitta Kolte: „In einer Spirale nach oben“ – Wege zu mehr Selbstkontrolle und reduziertem Drogenkonsum. SCIP – Ein Self Control Information Program für Heroin- und Kokainkonsumenten
Heike Zurhold: Entwicklungsverläufe von Mädchen und jungen Frauen in der Drogenprostitution. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Band 42 der INDRO-Buchreihe. Berlin 2005, 324 Seiten, Preis: 38,00 EUR

Seit Jahren gibt es vor allem in Großstädten spezielle Hilfeangebote, die sich an Mädchen und Frauen wenden, die illegale Drogen konsumieren und sich prostituieren. Dessen ungeachtet haben junge Drogenprostituierte bislang weder in der Drogenforschung, noch in der neueren Jugendforschung als ein eigenständiges Thema Berücksichtigung gefunden. Die vorliegende explorative Studie bietet somit erstmals wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu den lebensgeschichtlichen Hintergründen, der Lebenswirklichkeit und Alltagsbewältigung von Mädchen und Frauen in der Drogenprostitution.
Für die umfassenden Analysen der Lebenslage und Problemkonstellationen von jungen Drogenprostituierten wurden in dem Zeitraum von 2001 bis 2003 insgesamt 94 Drogenkonsumentinnen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren befragt, die im Hamburger Stadtteil St. Georg der Prostitution nachgehen. Die Befragungen fanden mittels eines standardisierten Fragebogens statt. Zusätzlich wurden mit 20 der Mädchen und Frauen leitfadengestützte biographieorientierte Interviews geführt. Ein weiteres Ziel der Untersuchung bestand darin, die Nutzung von Hilfeangeboten und die vorhandenen Hilfebedarfe sowohl aus Perspektive der Drogenprostituierten als auch aus Perspektive von Expertinnen zu erfassen. Aus diesem Grunde wurden Mitarbeiterinnen der bundesweit einmaligen Hamburger Hilfeeinrichtung Sperrgebiet mittels eines prpblemzentrierten Interviews zu ihren Praxiserfahrungen und ihren Vorstellungen zu einer bedarfsgerechten Weiterentwicklung der Hilfeangebote für junge Drogenprostituierte befragt.
Als Einführung in die Thematik stellt die Autorin zunächst den internationalen Forschungsstand und die Praxiserkenntnisse zur Problematik der Drogenprostitution von minderjährigen Mädchen und jungen Frauen dar. Darüber hinaus ist die Studie eingebettet in die sozialisationstheoretischen Ansätze der modernen Adoleszenzforschung.
Die explorative Studie endet mit einer systematischen Ergebniszusammenfassung der quantitativen und qualitativen Analysen. Auf Grundlage der Ergebnisse zu den Hilfebedarfen werden abschließend problemorientierte und praxisnahe Empfehlungen zu einer Optimierung der vorhandenen Hilfen genannt. Indem die Empfehlungen durch empirische Erkenntnisse untermauert sind, dienen sie sowohl zur konzeptionellen Weiterentwicklung der Hilfepraxis als auch zur Politikberatung.

Gesa Thomas: Helden rauchen nicht!? Darstellung, Rezeptionsannahmen und Zensur von Drogen im Comic am Beispiel der Comicserie Lucky Luke. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Band 43 der INDRO-Buchreihe. Berlin 2006, 171 Seiten, Preis: 24,00 EUR

Comics spiegeln – wie andere Medien auch – durch deren Thematisierung die gesellschaftliche und kulturelle (Be-)Deutung von Drogen wider.
Mit der von Gesa Thomas am Institut für Kriminologische Sozialforschung der Universität Hamburg erarbeiteten Studie liegt erstmals eine Untersuchung des Mediums Comic vor, in der der Umgang mit der Drogenthematik im Comic aus kriminologischer Perspektive betrachtet wird.
Das Buch bietet nicht nur Comicliebhabern, an der Drogenthematik Interessierten oder Kriminologen aufschlussreiche Blicke auf die gesellschaftlichen Dramatisierungs-, Skandalisierungs- und Kriminalisierungsprozesse in Bezug auf die Darstellung von Drogen im Comic und die bestehenden Annahmen über deren Rezeption. Am beispiel der seit 60 Jahren erscheinenden Comicserie Lucky Luke wird aufgezeigt, wie formelle und informelle Zensur die Darstellung von legalen und illegalen Drogen im Comic beeinflusst. Die Drogendarstellung wird in den Kontext der Drogengeschichte gesetzt, um festzustellen, ob die Darstellung frei gestaltet wird oder den bestehenden moralischen Ansprüchen angepasst werden muss.

Wolfgang Schneider: Die „sanfte Kontrolle“ – Suchtprävention als Drogenpolitik. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Band 44 der INDRO-Buchreihe. Berlin 2006, 96 Seiten, Preis: 15,00 EUR

Suchtprävention richtet sich meist nicht an das, was Jugendliche und junge Erwachsene aktuell tun, sondern was sie tun könnten. Insofern wird „der“ mögliche Drogenkonsument zum Objekt der Begierde fürsorglicher Präventionsanstrengungen und „sanfter“ Kontrollstrategien vor einem häufig drameninszenierenden Hintergrund diffuser Gefahren- und Bedrohlichkeitsannahmen („Die Seuche Cannabis“). Dabei ist gegenwärtig in der Suchtprävention ein Hang zu „Lösungstechnologien“ festzustellen, und die Beherrschbarkeit sozialer Risken wird suggeriert. Wenn nur so früh wie möglich interveniert wird, dann wäre der Gebrauch psychoaktiv wirksamer Substanzen vermeidbar. Der Autor des 44. Bandes in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, herausgegeben von Indro e.V., rekonstruiert kritisch und teilweise auch provokativ die unterschiedlichen Formen suchtpräventiver Zugriffsweisen als „funktional-symbolische“ Drogenpolitik. Suchtprävention und Drogenhilfe müssen sich auch aus Legitimationsgründen auf eine Problem-, Defizit- und Risikoblickrichtung „zielgruppenbezogen“, „früherkennend“ und „frühintervenierend“ orientieren. Ihre Funktion ist dabei, das medial und somit auch „moralisch“ hochstilisierte jugendliche Drogenproblem „erträglich“ zu gestalten und die Öffentlichkeit durch symbolisch vermittelte Sinngebungen zu beruhigen. Abschließend wird ein realitätsgerechtes Konzept einer akzeptanz-orientierten Verbraucherbegleitung im Sinne der moderierenden Unterstützung einer „genussfähigen Drogengebrauchskompetenz“ entworfen und in den Kontext einer kritischen Aufarbeitung funktionaler Drogenpolitik und Drogenhilfe gestellt.

 

Wolfgang Schneider & Ralf Gerlach (Hg.): Drogenhilfe und Drogenpolitik – Kritische Gegenwartsdiagnosen. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Band 45 der INDRO-Buchreihe. Berlin 2009, 156 Seiten, Preis: 22,00 EUR

Die Autoren dieses 45. Bandes in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, hrsg. von Indro e.V. werfen einen kritisch-diagnostischen Blick auf die Ausgestaltung gegenwärtiger Drogenhilfe und Drogenpolitik, nehmen sozusagen punktuell eine bilanzierende  Gegenwartsanalyse vor, um darauf aufbauend aktuelle drogenhilfepraktische Entwicklungen aus akzeptanzorientierter Perspektive projektbezogen zu beschreiben und praktische Umsetzungsstrategien zu skizzieren. Die Themen reichen hier von „Drogenhilfe unter dem Diktat von Ökonomisierung, Qualitätssicherung, Evaluation und sozialer Kontrolle“, „Migration und ambulanter Drogenhilfe“, „Psychosoziale Unterstützungsangebote im Rahmen von Substitutionsbehandlungen“, „Drogenhilfe und alternde Konsumenten“, „Problem- und Risikodroge Cannabis?“, „Alkoholkonsum – (k)ein Thema der Drogenhilfe?“, „Konsumraum als Ort der Prävention von Drogennotfällen und Drogentodesfällen“, „Reise- und Take-Home-Möglichkeiten für Substitutionspatienten“. Diese Veröffentlichung ist auch als ein Beitrag  zur möglichen Auflösung der drogenpolitischen Erstarrung von Drogenhilfe zu verstehen. Vielleicht ein Utopie?!

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

Wolfgang Schneider: Der Kunde ist König!? – Drogenhilfe unter dem Diktat von Ökonomisierung, Qualitätssicherung, Evaluation und sozialer Kontrolle

Anne Koopmann & Sabine Sturm: Migration und ambulante Drogenhilfe – neue Perspektiven

Ralf Gerlach: Psychosoziale Arbeit mit Substituierten – einige unorthodoxe Gedanken jenseits des „Mainstreams“

Kristin Ebert & Sabine Sturm: „Alte Hasen – neue Hilfen“ – Was muss die Drogenhilfe für alternde Konsumenten tun?

Wolfgang Schneider: Problem- und Risikodroge Cannabis?: Zur aktuellen drogenpolitischen Debatte um die Gefahren jugendlichen Cannabiskonsums

Kristin Ebert: Alkoholkonsum – (k)ein Thema für die Drogenhilfe?

Gil Vogt & Carsten Schmidt: Der Konsumraum als Ort der Prävention von Drogennotfällen und Drogentodesfällen – Ein Beispiel aus Münster

Ralf Gerlach: 10 Jahre Internationale Koordinations- und Informationsstelle für Auslandsreisen von Substitutionspatienten

Ralf Gerlach: Take-Home-Verordnungen von Substitutionsmitteln für Opiatabhängige bei Auslandsreisen – Positionsbestimmung und Änderungsvorschläge zur aktuellen Rechtslage

Autoren und Autorinnen

 

Robin Christen: Das „Cannabisproblem und die Wissenschaft. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Expertise „Auswirkungen von Cannabiskonsum und -missbrauch“ von PETERSEN & THOMASIUS (2007). Verlag für Wissenschaft und Bildung. Band 46 der INDRO-Buchreihe. Berlin 2009, 112 Seiten, Preis: 20,00 EUR

Sowohl in der Bewertung eines möglichen therapeutischen Nutzens als auch in der Beurteilung gesundheitsschädlicher Konsequenzen bezieht sich die bis heute dominierende naturwissenschaftlich orientierte Cannabisforschung eher auf hypothetische, experimentell an Tieren unter Laborbedingungen gewonnene Annahmen als auf lebensweltnahe, verifizierte Erkenntnisse. Umso erfreulicher ist es, dass nun eine „neue“ wissenschaftliche Expertise vorliegt, die den aktuellen Forschungsstand zu den „Auswirkungen von Cannabiskonsum und –missbrauch“ unter evidenzbasierter Wissenschaftsorientierung im Sinne medizinischer, qualitätsgesicherter Standards und Leitlinien aufarbeitet. Erfreulich auch, dass es darüber hinaus jemand auf sich nimmt, diese „wissenschaftlich fulminante“ Expertise akribisch zu durchforsten, um deren Bedeutung und Aussagekraft  für eine „objektive“ Einschätzung hinsichtlich der Gefahren des Konsums von Cannabisprodukten zu ermitteln.

Der Autor dieses 46. Bandes in der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“, herausgegeben von INDRO e.V. analysiert systematisch die Fragestellung, Zielsetzung, methodische Aufarbeitung und „evidenzbasierte“ Auswertung der Expertise, die als ein systematisches Review der international publizierten Studien zur Cannabisforschung von 1996 – 2006 angelegt ist. Im Ergebnis jedoch entlarvt der Autor diese Expertise als einen weiteren Beleg für einen gesellschaftlich bedeutsamen und somit öffentlichkeitswirksamen, ideologisierenden Diskurs, der sich weiterhin in einer zumeist pathologisierenden, defizitorientierten und zum Teil auch kriminalisierenden Betrachtungsweise  manifestiert.

 

Ursula Unterkofler: „Akzeptanz“ als Deutungsmuster in der Drogenarbeit. Eine qualitative Untersuchung über die Entstehung und Verwendung von Expertenwissen. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Band 47 der INDRO-Buchreihe. Berlin 2009, 152 Seiten, Preis: 26,00 EUR

In diesem 47. Band der Reihe „Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit“ untersucht die Autorin das Expertenwissen, auf welches Sozialarbeiter im Zuge ihres Handelns in der Praxis akzeptierender Drogenarbeit zurückgreifen. Dabei widmet sie sich der Frage, welche Formen von „Akzeptanz“ in Einrichtungen akzeptierender Drogenarbeit von den dort tätigen Experten als angemessen betrachtet werden. Untersucht wird, inwieweit diese dabei auf in der Professionsliteratur vorhandenes theoretisches Wissen über „Akzeptanz“ zurückgreifen, ob sie dieses im Rahmen ihrer alltäglichen Arbeitsanforderungen modifizieren oder gar verwerfen und ob auf Grund praktischer Erfahrungen neues Wissen über „Akzeptanz“ entwickelt wird.
Die Fragen werden auf Grundlage einer qualitativen Untersuchung geklärt. Im Rahmen dieser wird das in der Professionsliteratur vorhandene Wissen über „Akzeptanz“ untersucht und eine Deutungsmusteranalyse in der Praxis akzeptierender Drogenarbeit durchgeführt, um dann die jeweiligen Ergebnisse gegenüberzustellen.
Die Autorin zeigt, welche unterschiedlichen Ausprägungen das Deutungsmuster „Akzeptanz“ als zentrales handlungsleitendes Wissen der Sozialarbeiter in der Praxis hat. Des Weiteren wird deutlich, dass einerseits in hohem Maße auf professionsliterarisch fixiertes Wissen zurückgegriffen wird, dieses andererseits aber durch typische Praxisanforderungen stellenweise modifiziert und ergänzt wird.

 

Christoph Vandreier: „Drogenkonsum als begründete Handlung“. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Band 48 der INDRO-Buchreihe. Berlin 2012, 244 Seiten, Preis: 26,00 EUR

Problematischer Drogenkonsum wird nach wie vor häufig als „Krankheit“ oder „Sucht“ aufgefasst, deren Ursachen vor allem im einzelnen Individuum zu suchen sind. Der Autor entwirft demgegenüber ein Verständnis von Drogenkonsum als begründeter Handlung. Damit wird der Blick weg von individuellen Defiziten auf die problematischen Bedingungen gelenkt, die dem Konsum zugrunde liegen.
In fünf Portraits nähert sich der Autor den Lebensbedingungen der Betroffenen und zeigt, wie sie mit dem Konsum von Drogen verknüpft sind. Dabei werden problematische gesellschaftliche Strukturen herausgearbeitet, in denen der Gebrauch psychoaktiver Substanzen verständlich und sinnvoll erscheinen kann. Der veränderte Blick auf die eigene Problemlage wird ebenso beschrieben, wie alternative Umgangsweisen.
Einzigartig im Bereich der Drogenarbeit ist die enge Zusammenarbeit mit den Betroffenen bei der Erstellung der Portraits. Indem sie in alle Schritte der Arbeit eingebunden waren, sie kritisieren und verändern konnten, entstand ein authentisches und sensibles Bild ihrer Probleme, das auch gleich wieder in der Praxis erprobt werden konnte. Das Ergebnis ist nicht nur eine lohnende Lektüre für alle professionellen Drogenhelfer, sondern kann auch Betroffenen und Angehörigen neue Perspektiven eröffnen.
„In den fallbezogenen Kapiteln entstehen beeindruckende Portraits der betreffenden Menschen, deren jeweilige Lebensläufe und Erfahrungen in ihrer Individualität tatsächlich gleichzeitig gesellschaftliche Strukturmomente repräsentieren. Indem die Arbeit u.a. als entwürdigend empfundene Erfahrungen mit dem Drogenhilfesystem nachzeichnet, ist sie nicht nur eine theoretische, sondern auch empirisch-praktische Kritik an entsprechenden Denkweisen und Praxen.“
Prof. Dr. Morus Markard

 

Peter Schiffer: „In Ruhe krank sein dürfen“. Obdachlose Abhängige illegaler Drogen in einer Krankenwohnung. Verlag für Wissenschaft und Bildung. Band 49 der INDRO-Buchreihe. Berlin 2014, 544 Seiten, Preis: 38,00 EUR

Das gelebte Leben von zugleich kranken, obdachlosen und von illegalen Drogen abhängigen Frauen und Männern in ihrem Kontext ist weitestgehend eine Leerstelle in der Pflegewissenschaft und Drogenforschung. Die vorliegende Arbeit liefert eine forschungsbasierte Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen und Bedarfen, aber auch den Angeboten für den in den Blick genommenen Personenkreis. Sie ergründet mittels einer offenen und explorativen Fragestellung, was, wie und wann hilfreich und nützlich ist. Es liegt gleichsam ein Werk zum besseren Verständnis der Lebenswelt von drogenabhängigen und obdachlosen Menschen vor. Mehrere miteinander verschränkte theoretische Erklärungsmodelle konnten entwickelt werden, die eine hilfreiche und dringend benötigte Erklärung liefern zum Verständnis der biografischen, aber auch alltäglichen Lebensläufe. Am Beispiel der Nutzer einer Krankenwohnung werden unter Anwendung der qualitativen, hypothesengenerierenden Grounded Theory Methodology und der qualitativen Feldforschung erste erklärende Beschreibungen formuliert. Ein heuristisches Instrument zur Einschätzung von Desaffiliationen (Entkoppelungen) in der Lebenslage des Sujets ist erarbeitet und an exemplarischen Fallbeispielen validiert. Zudem werden zwei durch die Kranken und im Vergleich mit der Literatur validierten Straßendrogenkreisläufe erklärend beschrieben. Als zentrales Phänomen evolvierte das Ergebnis: „In Ruhe krank sein dürfen“. Ein eigenes und von Anderen gegebenes Zugeständnis

 

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